Checkliste: Gefährdungen durch psychische Belastung

In der nachstehenden Liste werden Arbeitsanforderungen/-bedingungen genannt, bei denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung bei der Arbeit auszugehen ist.

Nicht alle in dieser Liste aufgeführten Gefährdungen sind gleichermaßen bei allen Tätigkeiten relevant. Welche Gefährdungen im Einzelnen bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen sind, ist mit Blick auf die konkreten Tätigkeitsanforderungen und Bedingungen der zu beurteilenden Arbeit zu entscheiden.

Branchen- und tätigkeitsübergreifend relevant sind die Gestaltung von Arbeitsintensität, Arbeitszeit, Handlungsspielraum und sozialen Beziehungen, insbesondere zu Vorgesetzten, sowie die Gestaltung der Arbeitsumgebungsbedingungen, insbesondere auch im Hinblick auf Lärm. Diese Faktoren sind grundsätzlich in der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen.

Arbeitsinhalte/-aufgabeBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Vollständigkeit

unvollständige, kleinteilige Tätigkeiten, z. B.

  • nur vorbereitende,
  • nur ausführende,
  • nur kontrollierende Handlungen.
Variabilität
  • abwechslungsarme Tätigkeiten (z. B. wenige bzw. ähnliche Inhalte)
  • einseitige Anforderungen (häufige Wiederholung gleichartiger Handlungen) oder
  • mehrere gleichzeitige Tätigkeiten (Multitasking)
Handlungsspielraum

unzureichender Einfluss auf

  • Reihenfolge der Tätigkeiten
  • Arbeitsinhalte
  • Arbeitsabläufe
  • Arbeitsmenge
  • Arbeitstempo
  • Arbeitsmittel
  • Arbeitsziele

Hohe Taktbindung

Informationen

Informationen

  • fehlen
  • sind unzureichend bzw. lückenhaft
  • ungünstig dargeboten (z. B. sprachlich) oder
  • zu umfangreich
Qualifikation
  • Tätigkeiten entsprechen nicht der Qualifikation der Beschäftigten
  • unzureichende Einweisung/Einarbeitung in Tätigkeiten
Emotionale Inanspruchnahme
  • Umgang mit emotional stark berührenden Ereignissen und Situationen (z. B. schwere Krankheit, Sterbeprozesse, soziale Probleme)
  • ständiges Eingehen auf die Bedürfnisse anderer Menschen (z. B. von Kunden/innen, Patienten/innen, Schülern/innen, Lieferanten/innen)
  • permanentes Zeigen geforderter Emotionen unabhängig von eigenen Empfindungen (z. B. ständiges Lächeln)
  • häufige/schwere Diskussionen, Streitigkeiten, Konflikte mit anderen Personen (z. B. mit Kunden/innen, Patienten/innen, Schülern/innen, Lieferanten/innen)
  • Gewalt, Aggressionen, Bedrohungen und Übergriffe durch andere Personen (z. B. durch Kunden/innen, Patienten/innen, Schülern/innen, Lieferanten/innen)
  • traumatische Ereignisse bei der Arbeit (z. B. Unfälle, Gewalt)
ArbeitsorganisationBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Arbeitsintensität
  • Ungleichgewichte von Arbeitsmenge, Aufgabenvielfalt und ‑komplexität und verfügbarer Zeit (zu hohe Arbeitsintensität, Zeitdruck)
Störungen, Unterbrechungen
  • häufige oder langandauernde Unterbrechungen und Störungen der Arbeit
  • fehlende Nachvollziehbarkeit der Arbeitsabläufe
Kommunikation, Kooperation
  • unzureichende Möglichkeiten zum fachlichen Austausch, zur Abstimmung, Zusammenarbeit und Unterstützung (z. B. Einzelarbeitsplatz, bei mobilem Arbeiten, Homeoffice)
Kompetenzen, Zuständigkeiten
  • unklare Kompetenzen (i. S. von Berechtigungen, Befugnissen), Verantwortungsbereiche und Rollen
  • fehlende oder zu eng begrenzte Zuständigkeiten/Befugnisse
  • widersprüchliche Arbeitsanforderungen
ArbeitszeitBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Dauer
  • über 8 Stunden täglich, insbesondere bei
    • Exposition mit Gefährdungen, für die Grenzwerte definiert wurden (z. B. Lärm, Gefahrstoffe)
    • langandauernd hohen Anforderungen an die Konzentration (z. B. bei der Überwachung von Maschinen)
    • hoher Taktbindung
    • erhöhter physischer Belastung (z. B. durch Lastenhandhabung, Zwangshaltung, Hitze/Kälte)
    • hoher Interaktionsdichte (z. B. mit Kunden/innen, Patienten/innen, Klienten/innen, Schülern/innen, Lieferanten/innen)
  • über 10 Stunden täglich
  • über 40 Stunden bei 5 Arbeitstagen pro Woche bzw. über 48 Stunden bei 6 Arbeitstagen pro Woche
Lage, Schichtarbeit
  • Arbeit an Sonn- und Feiertagen
  • Nachtarbeit
  • ungünstig gestaltete Schichtarbeit und Dienstpläne (z. B. geteilte Schichten)
Vorhersehbarkeit, Planbarkeit
  • mangelnde Vorhersehbarkeit und Planbarkeit von Arbeitszeit (z. B. kurzfristig erforderliche Überstunden durch Vertretung, Termindruck)
  • unzureichende Einflussmöglichkeit auf Dauer, Lage oder Flexibilität der Arbeitszeit (z. B. Arbeit auf Abruf)
Pausen, Erholungszeiten
  • unzureichendes Pausenregime (bezogen auf die Lage der Pausen, deren Verkürzung oder Ausfall)
  • Verkürzung der Ruhezeit (unter 11 Stunden)
  • erweiterte berufsbezogene Erreichbarkeit (z. B. Rufbereitschaft, mobile Arbeit/Homeoffice)
Soziale BeziehungenBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Kollegen und Kolleginnen
  • unzureichende Möglichkeiten zum sozialen Austausch
  • mangelnde soziale Unterstützung (z. B. fehlende Hilfeleistung, kein Zuspruch)
  • häufige Streitigkeiten, Konflikte, Aggressionen und Gewalt
  • destruktives Verhalten (Herabwürdigung, Bloßstellen, Beschimpfen, soziale Ausgrenzung, Diskriminierung, Belästigung)
  • Zulassen von destruktivem Verhalten
Vorgesetzte
  • fehlende Rückmeldung und Anerkennung
  • unzureichende Möglichkeiten zum sozialen Austausch
  • mangelnde soziale Unterstützung (z. B. fehlende Hilfeleistung, kein Zuspruch)
  • häufige Streitigkeiten, Konflikte, Aggressionen oder Gewalt
  • destruktives Verhalten (Herabwürdigung, Bloßstellen, Beschimpfen, soziale Ausgrenzung, Diskriminierung, Belästigung)
  • Zulassen von destruktivem Verhalten
ArbeitsmittelBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Arbeitsmittel

• ungeeignete, fehlende Arbeitsmittel

• mangelhaft gestaltete Arbeitsmittel (z. B. Werkzeuge, Maschinen, PC-Hard- und Software)

• eingeschränkte Verständlichkeit und Bedienbarkeit der Arbeitsmittel und der Schutzeinrichtungen

• unzureichende Gestaltung von Signalen und Hinweisen

• unzureichende Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion (einschließlich Interaktionen mit Robotern, KI, Datenbrillen, Exoskeletten u. Ä.)

Persönliche Schutzausrüstung
  • ungünstige Belastung, die durch die Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) neu entsteht
ArbeitsumgebungBedingungen, unter denen von einer Gefährdung durch psychische Belastung auszugehen ist
Physikalische, chemische und biologische Faktoren
  • Lärm, ungünstige bzw. störende Hintergrundgeräusche
  • ungünstige klimatische Arbeitsumgebung
  • unzureichende/ungünstige Beleuchtung
  • störende bzw. beeinträchtigende Gerüche
  • unzureichende Einflussmöglichkeiten auf Umgebungsbedingungen (z. B. Lärm, Raumklima, Beleuchtung, Luftqualität)
  • Umgang mit gefährlichen biologischen oder chemischen Stoffen
Ergonomische Faktoren
  • räumliche Enge, ungünstig bemessene Arbeitsräume und Arbeitsplätze
  • ungünstige ergonomische Gestaltung